Was ist „lebenswertes Leben”?
Mit der Beurteilung, welche Art von Leben „lebensunwert” sein könnte, sollten sich Leute, die unter keinerlei Einschränkungen zu leiden haben, extremst zurückhalten. Um das als „Normalo” zu verstehen und es am besten auch zu verinnerlichen, müssen wir Lebensgeschichten wie die von Oliver Biermann oder Josia Topf kennen. Oder wir hören einer Philosophin namens Barbara Schmitz zu, die durch Ereignisse in ihrem „Normalo”-Leben dazu veranlasst wurde, diese Frage über den Nazi-Schatten hinaus zu durchdenken. Fazit: Nur der Betroffene kann als „Experte für sich selbst” ein „kompetentes” Urteil fällen. Und die deutliche Mehrheit Befragter hat eine positive Einstellung zum Leben – sogar die Mehrheit der Locked-in-Syndrom-Patienten findet nach der natürlich erst einmal psychisch extrem belastenden Bewältigung dieses Schicksalsschlags zu einer überwiegend positiven Lebenseinstellung! Daraus folgt, dass man einer Person, die für sich eine negative Lebensbilanz fällt, zwar ihr Recht auf diese Bilanz nicht absprechen kann (denn wie oben gesagt, jede Person hat für sich selbst die Expertenkompetenz), man ihr aber andererseits klarzumachen versuchen kann, dass diese Bilanz, die jemandem ohne Hoffnung endgültig erscheint, eine Momentaufnahme ist, und spätere Momentaufnahmen könnten wieder positiver gefärbt sein. Das muss der Ansatz von Suizidprävention sein!
27 Minuten zum Nachdenken auf Deutschlandfunk Kultur:
Welches Leben ist lebenswert? – „Wir müssen die Innensicht ernst nehmen“
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